Therapie mit Tieren
Therapie mit Tieren
Mensch und Tier im Team
Mensch und Tier verbindet seit Jahrtausenden eine besondere Beziehung, die weit über die Nutztierhaltung hinausgeht. Tiere sind für uns Menschen heute geschätzte Begleiter, Freund und Helfer und werden in vielen Fällen als Familienmitglieder betrachtet. So stehen Hunde bedingungslos an unserer Seite und das über viele Jahre hinweg. Sie spüren, wenn wir psychische Probleme haben und zählen auch in schwierigen Lebenssituationen zu unseren treuesten Gefährten. Es ist somit naheliegend, dass Tiergestützte Therapieverfahren (Therapie mit Tieren) als alternativmedizinische Behandlungsverfahren zur Heilung oder zumindest Linderung der Symptome bei psychiatrischen, psychisch / neurotischen und neurologischen Erkrankungen erfolgreich zum Einsatz kommen. Therapeutische Elemente, die bei einer solchen Therapie genutzt werden, sind emotionale Nähe, Wärme und die unbedingte Anerkennung durch das Tier.
Es ist wirklich schön zu sehen, wie Tiere im sozialen und therapeutischen Bereich eingesetzt werden. Diese wunderbare Methode kann insbesondere Kindern, Erwachsenen und älteren Menschen mit psychischen bzw. verhaltensbezogenen Herausforderungen, besonderem Förderbedarf sowie am Lebensende helfen. Auch bei folgenden psychischen Erkrankungen kann die tiergestützte Therapie hilfreich sein:
- Demenzerkrankungen
- affektiven Störungen, z. B. Depression
- bipolaren Erkrankungen
- schizophrenen und/oder wahnhaften Störungen
1. Was versteht man unter einer Therapie mit Tieren und wann kann Sie helfen?
Tiergestützte Therapie (TGT) bezeichnet gezielt geplante pädagogische, psychologische und sozialintegrative Anwendungen mit Tieren gemäß der Definition der European Society for Animal Assisted Therapy (ESAAT). Dabei gibt es grundsätzlich keine psychische Erkrankung, bei der eine Therapie mit Tieren nicht in Erwägung gezogen werden sollte. Zu den am häufigsten vorkommenden psychischen Erkrankungen, bei denen eine tiergestützte Therapie infrage kommt, gehört eine Vielzahl von Störungen, darunter Angststörungen, affektive Störungen, Persönlichkeitsstörungen, Entwicklungsstörungen, kinetische Störungen und soziale Störungen. Auch bei Traumafolgestörungen sowie affektiven Störungen wie z. B. Depressionen oder suizidalen Gedanken kann die tiergestützte Therapie eingesetzt werden. Dabei werden die Patienten in die Lage versetzt, positive Gefühle zu entwickeln und das Gefühl der Einsamkeit zu überwinden. Mangelndes Vertrauen in die eigene Person und in andere Menschen ist ein Hauptgrund, weswegen die Erkrankung nicht überwunden werden kann. Die Nähe zu Tieren hilft dabei, Ängste zu überwinden und wieder Vertrauen zu fassen. Dieser Prozess ist ein wesentlicher Bestandteil der Genesung. Die emotionale Nähe, Wärme und Zuwendung durch das Therapietier sind dabei elementar und von ausschlaggebender Bedeutsamkeit. Die Therapie mit Tieren kann diesnbezüglich eine ganz besondere Wirkung erzielen: Sie stärkt die therapeutische Beziehung und ebnet den Weg für die Anwendung therapeutischer Verfahren. Somit eignet sich die tiergestützte Therapie sehr gut für Klienten, die sich bei einer klassischen Therapie unwohl fühlen.
1.1 Was wird bei einer Therapie mit Tieren gefördert?
Eine Therapie mit Tieren zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass sich Tiere, wie Hunde und Pferde, Menschen ganz ohne Vorurteile nähern. So wird das geschwächte Vertrauen in sich selbst und in die eigenen Fähigkeiten von erkrankten Menschen auf ganz natürliche Weise gestärkt. Außerdem freuen sich die Tiere natürlich auch über Streicheleinheiten und Leckerlis. Dabei werden motorische Fähigkeiten angeregt und die Wahrnehmung des eigenen Körpers gefördert. Das Streicheln und die Nähe zu einem Tier sind für viele Menschen eine Wohltat, denn dabei werden Bindungshormone ausgeschüttet, wodurch eine starke und liebevolle Verbindung zum Tier entsteht.
Zu beachten gilt: Wenn wir von Therapie mit Tieren sprechen, ist es wichtig, zwischen einer tiergestützten Therapie und der Tier-Mensch-Interaktion ohne therapeutischen Fokus klar zu unterscheiden. Bei einer tiergestützten Therapie werden spezifische Ziele definiert und gemeinsam mit dem Tier verfolgt. Bei sogenannten Animal-Assisted-Activities oder Tier-Mensch-Interaktionen steht hingegen nur die Begegnung zwischen Mensch und Tier im Vordergrund, ohne dass dabei konkrete Ziele definiert und angestrebt werden.
1.2 Wie wirkt eine Therapie mit Tieren?
Jede Tiergestützte Therapie ist so individuell wie die Menschen, die davon profitieren. Die Ziele sind immer genau auf den einzelnen Patienten und seine Bedürfnisse abgestimmt, denn jeder Mensch ist einzigartig und benötigt eine ganz eigene Therapie. Dabei orientieren wir uns an der Indikationsstellung, den bereits vorliegenden Diagnosen, den persönlichen Ressourcen und den individuellen Zielen, die gemeinsam mit dem Patienten festgelegt werden. Eine Tiergestützte Therapie wirkt sich auf drei verschiedenen Ebenen positiv aus: auf der körperlichen, seelischen und sozialen Ebene. Die Erfolge sind vielfältig und erstrecken sich über alle Altersgruppen hinweg; insbesondere aber profitieren Kinder und Jugendliche von den positiven Effekten einer Therapie mit Tieren.
Es gibt noch viel mehr gute Gründe für eine tiergestützte Therapie. Das gilt ganz besonders für Kinder und Jugendliche. Eine Therapie mit Tieren hat viele positive Auswirkungen auf die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen. Es steigert nicht nur das Pflichtbewusstsein, sondern sie lernen, Verantwortung zu übernehmen, rücksichtsvoll zu sein und die Bedürfnisse anderer zu respektieren. Zudem werden Kinder und Jugendliche dazu befähigt, sich gegenüber Lebewesen sensibel und achtsam zu verhalten. Neben einer Förderung der sozialen Kompetenzen lernen die Klienten auch, Gefühle zuzulassen und sich besser in Gruppen zu integrieren.
1.3 Ziele einer Therapie mit Tieren
Ziele der Therapie mit Tieren im Allgemeinen und der tiergestützten Therapie im Speziellen sind klar definiert. Zu den allgemeinen Zielen einer tiergestützten Therapie ist eine deutliche Verbesserung des Wohlbefindens sowie die nachhaltige Förderung des Gefühls, in die jeweilige Lebenssituation voll einbezogen zu sein. Spezifische Ziele werden in Absprache mit dem Patienten und abhängig von dessen Erkrankung sowie individuellen Merkmalen wie Stärken und Bedürfnisse festgelegt. Einerseits wird die Handlungskompetenz gefördert, und andererseits natürlich auch die kognitiven, emotionalen und körperlichen Fähigkeiten verbessert oder – wo nötig – deren Funktion wiederhergestellt. Zudem werden Selbstbewusstsein, Teamfähigkeit, Konzentration und Körperwahrnehmung gestärkt. Für Menschen, deren Vertrauen in andere Menschen durch schwierige Erfahrungen nachhaltig und negativ beeinträchtigt wurde, ist die Therapie mit Tieren ein entscheidender Faktor, um eine positive Veränderung herbeizuführen.
1.4 Arten der Therapie mit Tieren
- Tiergestützte Pädagogik (TGP): Qualifizierte Pädagogen nutzen diese Methode, um erzieherische und Förderziele zu erreichen. Dabei setzen sie z. B. Schulhunde zur Leseförderung ein. Kinder lesen den Hunden oder Katzen vor, um Ängste abzubauen und ihre Lesefähigkeit zu trainieren.
- Tiergestützte Therapie (TGT):: Dazu zählen therapeutisches Reiten (Hippotherapie) oder Therapiestunden mit Hunden. Diese werden von qualifizierten Fachkräften wie Ärzten, Psycho- und Physiotherapeuten, Sozialtherapeuten durchgeführt, die in der Regel über eine Zusatzausbildung in tiergestützter Therapie verfügen. Diese Therapieform eignet sich für Menschen jeden Alters, insbesondere mit körperlichen und geistigen Behinderungen, orthopädischen Erkrankungen oder psychischen Leiden.
- Tiergestützte Förderung: Diese Art der Förderung wird nicht nur von Pädagogen und Therapeuten angewandt, sondern auch von ausgebildeten Sozialarbeitern oder Landwirten. Indem Tiere beobachtet und/oder mit ihnen interagiert wird, können Menschen aller Altersgruppen unterstützt werden, die spezifische Förderung benötigen. Dazu zählen Menschen in Entzugssituationen oder Demenzkranke.
- Tiergestütztes Coaching: Coaches und Berater helfen ihren Klienten mit Tieren bei der persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung oder fördern das Miteinander in Gruppen. So werden die Klienten dazu befähigt, sich selbst zu reflektieren und ihre Wirkung auf andere besser einzuschätzen.
- Tiergestützte Aktivitäten (TGA): Tierheime oder Einrichtungen bieten Freizeitaktivitäten mit Tieren an. Dazu gehören Wanderungen mit Tieren sowie Besuch von Tieren in Einrichtungen für ältere Menschen.