Lese-Rechtschreibschwäche erkennen und richtig handeln

Leni ist 8 und geht in die dritte Klasse. Sie ist ein aufgewecktes und intelligentes Kind, hat viele Hobbys und trifft sich eigentlich gerne nachmittags mit Freunden. Eigentlich! Denn seit einigen Monaten ist es für ihre Eltern schwer, sie morgens dazu zu bewegen, in die Schule zu gehen. Freizeitaktivitäten nimmt sie nur noch ungern wahr und mit Freunden trifft sie sich allenfalls sporadisch. Dass mehr dahinterstecken könnte als nur fehlende Motivation, ist den Eltern anfangs nicht bewusst. Erst bei einem Elterngespräch mit der Klassenlehrerin wird deutlich, dass der Deutschunterricht für Leni eine große Herausforderung und auch Belastung darstellt. Die Klassenlehrerin vermutet eine Lese-Rechtschreibschwäche dahinter. Doch wie lassen sich Auffälligkeiten bezüglich einer LRS möglichst zeitnah erkennen? Im Folgenden haben wir die wichtigsten Anzeichen für eine LRS zusammengestellt.
Wenn das Lesen und Schreiben schwerfällt
Die Diagnose oder auch nur der Verdacht auf eine Lese-Rechtschreibschwäche (LRS) kann Eltern und Lehrkräfte erst einmal verunsichern. Doch es gibt keinen Grund zur Panik. Wichtig ist, ruhig zu bleiben und Schritt für Schritt vorzugehen: genau hinsehen, gezielt testen, gezielt fördern und das Selbstvertrauen des Kindes stärken. Eine LRS sagt nichts über die Intelligenz oder den Wert eines Kindes aus. Viele bekannte Persönlichkeiten haben LRS oder Dyskalkulie und haben dennoch Großes erreicht. Die Schule soll hier unterstützen und dafür sorgen, dass betroffene Kinder die passende Förderung bekommen. Aber woran lässt sich eine LRS erkennen? Diese fünf Anzeichen helfen bei der Einschätzung.
5 Anzeichen für eine Lese-Rechtschreibschwäche
LRS bedeutet, dass ein Kind große und anhaltende Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben hat. Es gibt Unterschiede zwischen einer echten Lese-Rechtschreibstörung, einer Schwäche oder einer Teilleistungsstörung. Eine genaue Diagnose hilft dabei, gezielte Fördermaßnahmen und einen möglichen Nachteilsausgleich zu planen. Der Prozess ist in jedem Bundesland etwas anders, aber der erste Schritt ist immer eine aufmerksame Beobachtung. Bestimmte Anzeichen können einen ersten Verdacht bestätigen.
1. Anzeichen: Schwierigkeiten beim Leseverständnis
Wenn ein Kind liest, hilft es oft mit dem Finger mit, kommt schwer in den Text hinein oder liest sehr langsam und unsicher. Manche Kinder überspringen Zeilen oder vertauschen sie, sodass das Verständnis leidet. Oft wissen sie dann zwar grob, worum es geht, können aber keine genaueren Fragen zum Inhalt beantworten.
2. Anzeichen: Kein Lerneffekt beim Vorlesen
Normalerweise verbessert sich das Lesen durch Übung. Bei Kindern mit LRS bleibt dieser Effekt oft aus. Sie erraten Wörter oder stolpern selbst nach mehrmaligem Üben immer wieder über dieselben Stellen. Das erschwert das Verständnis des Textes weiter.
3. Anzeichen: Vertauschung von Wörtern und ungewöhnliche Betonung
Kinder mit LRS vertauschen beim Vorlesen oft Wörter oder Sätze. Das kann daran liegen, dass sie den Text schnell hinter sich bringen wollen. Auffällig ist oft auch eine unpassende oder willkürliche Betonung, selbst bei bekannten Wörtern.
4. Anzeichen: Häufige Buchstabenverwechslungen in geschriebenen Texten
Kinder mit LRS haben Schwierigkeiten, Buchstaben sicher zu erkennen und richtig zuzuordnen. Das zeigt sich besonders beim Schreiben. Häufige Fehler sind das Vertauschen ähnlicher Buchstaben (b/d, u/n) oder das Verwechseln von Lautzeichen (g/k, d/t). Manchmal fehlen ganze Wortteile oder es werden neue eingefügt. Ein Tipp: Wenn ein solcher Text schwer zu lesen ist, kann es helfen, ihn sich halblaut vorzulesen.
5. Anzeichen: Schwierigkeiten mit Rechtschreibregeln
Besonders knifflig sind feste Rechtschreibregeln. Viele Kinder mit LRS haben Probleme mit der Groß- und Kleinschreibung oder erkennen Muster in Wörtern nicht. Dadurch wirken ihre Texte oft chaotisch und schwer verständlich.
Wie geht es weiter?
Wenn Sie diese 5 Anzeichen für eine Lese-Rechtschreibschwäche bei ihrem Kind bemerken, sollten sie es testen lassen. Es gibt verschiedene Verfahren, die für Kinder wie normale Arbeitsblätter aussehen. Je nach Schule oder Bundesland können Tests wie die Würzburger-Leise-Lese-Probe, die Hamburger Schreibprobe oder der Leseverständnistest ELFE eingesetzt werden.
Wichtig zu wissen: LRS ist eine ernstzunehmende und dauerhafte Beeinträchtigung, die sich auf das Lesen und Schreiben auswirkt. Sind die Schwierigkeiten hingegen durch andere Faktoren wie Stress, fehlendes Training oder eine vorübergehende Krise bedingt, kann sich das Problem mit der Zeit wieder legen. Eine genaue Diagnose bringt hier Klarheit und hilft, die richtige Unterstützung zu finden, z. B. eine auf Ihr Kind abgestimmte Lerntherapie.