Welche Arten von Schulbegleitung gibt es?

Es gibt verschiedene Formen der Schulbegleitung, die sich je nach Unterstützungsbedarf und Schulform unterscheiden. Im Folgenden stellen wir Ihnen die gängigen Modelle vor und erläutern deren Vor- und Nachteile – stets mit Blick auf die Bedürfnisse Ihres Kindes.
1:1-Begleitung – Individuelle Unterstützung im Schulalltag
Die häufigste Form der Schulbegleitung ist die 1:1-Betreuung. Das bedeutet, dass eine Schulbegleitung ausschließlich für ein einzelnes Kind zuständig ist und es während des Unterrichts, in Pausen und ggf. auf Ausflügen begleitet. Diese Form der Unterstützung ist besonders geeignet für Kinder, die einen hohen Förderbedarf haben, etwa aufgrund ausgeprägter Schwierigkeiten in der Reizverarbeitung, impulsivem Verhalten oder Problemen im sozialen Miteinander – wie sie bei Autismus-Spektrum-Störung in Kombination mit ADHS häufig vorkommen.
Vorteile der 1:1-Begleitung:
- Die Schulbegleitung kann unmittelbar auf die individuellen Bedürfnisse des Kindes eingehen.
- Bei akuten Herausforderungen – z. B. bei Überforderung durch Lärm, Strukturverlust oder sozialen Konflikten – steht sofort eine vertraute Bezugsperson zur Verfügung.
- Die enge Betreuung schafft Sicherheit und Verlässlichkeit im Schulalltag.
Herausforderungen dieser Form:
Trotz der vielen Vorteile bringt die 1:1-Begleitung auch einige Herausforderungen mit sich:
- Übermäßige Abhängigkeit: Manche Kinder gewöhnen sich daran, in jeder Situation die Hilfe der Begleitung in Anspruch zu nehmen – auch dann, wenn sie Aufgaben grundsätzlich selbstständig bewältigen könnten. Dies kann ihre Selbstständigkeit und soziale Entwicklung hemmen.
- Stigmatisierung durch Mitschüler*innen: Kinder, die dauerhaft von einer erwachsenen Person begleitet werden, können sich „anders“ fühlen. Auch Mitschüler*innen könnten die ständige Begleitung als ungewöhnlich wahrnehmen, was die Integration erschweren kann.
- Ablehnung in der Pubertät: Mit zunehmendem Alter, insbesondere während der Pubertät, kann der Wunsch nach Autonomie bei Jugendlichen stärker ausgeprägt sein. Manche Jugendliche empfinden dann die ständige Anwesenheit einer Begleitung als Eingriff in ihre Selbstständigkeit und lehnen diese zunehmend ab.
Für Eltern ist es daher wichtig, gemeinsam mit Schule, Schulbegleitung und Fachstellen regelmäßig zu prüfen, ob diese intensive Form der Unterstützung weiterhin sinnvoll ist oder angepasst werden sollte.
1:2- oder 1:3-Begleitung – Geteilte Unterstützung, gemeinsames Lernen
Eine alternative Möglichkeit stellt die 1:2- oder 1:3-Betreuung dar. In diesem Modell begleitet eine Schulbegleitung nicht nur ein Kind, sondern unterstützt zwei bis drei Kinder gleichzeitig. Diese Variante bietet sich besonders dann an, wenn die betroffenen Kinder zwar Unterstützungsbedarf haben, aber keine dauerhafte Einzelbegleitung benötigen.
Vorteile dieser Form der Begleitung:
- Entlastung des individuellen Drucks: Da mehrere Kinder begleitet werden, entsteht nicht der Eindruck, dass ein Kind „heraussticht“ oder besonders auffällt. Dies kann die soziale Integration erleichtern.
- Förderung der Selbstständigkeit: Die Kinder müssen lernen, Phasen ohne unmittelbare Unterstützung zu überbrücken. Dadurch stärken sie ihre Eigenverantwortung und Selbstorganisation.
- Normalisierung von Hilfe: In der Klasse wird Unterstützung als etwas Selbstverständliches wahrgenommen, wenn mehrere Kinder davon profitieren.
Wichtige Voraussetzungen:
Für eine optimale 1:2- oder 1:3-Begleitung ist es wichtig, dass die Kinder mit Förderbedarf in ähnlichem Umfang betreut werden müssen. Zudem sollte die Schulbegleitung gut geschult sein, um flexibel zwischen den Kindern wechseln und situativ Prioritäten setzen zu können.
Klassenhelfer*innen – Unterstützung für die gesamte Lerngruppe
In Klassen, in denen mehrere Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf unterrichtet werden, kann der Einsatz von Klassenhelfer*innen sinnvoll sein. Diese sind nicht einzelnen Kindern zugeordnet, sondern unterstützen die gesamte Lerngruppe im Unterrichtsalltag.
Typische Aufgaben von Klassenhelfer*innen:
- Unterstützung bei organisatorischen Abläufen (z. B. Materialbereitstellung, Strukturgebung)
- Begleitung von Kleingruppen- oder Einzelarbeiten
- Unterstützung bei sozialen Konflikten
- Hilfestellung bei der Orientierung im Schulalltag
Vorteile für Kinder mit Autismus-Spektrum-Störung und ADHS:
- Unauffällige Hilfe: Die Kinder erhalten Unterstützung, ohne im Fokus zu stehen.
- Teamarbeit mit Lehrkräften: Klassenhelfer*innen arbeiten eng mit den Lehrpersonen zusammen, sodass gezielte Unterstützung koordiniert erfolgen kann.
- Stärkung der Eigenverantwortung: Auch hier wird darauf geachtet, dass die Kinder lernen, eigenständig um Hilfe zu bitten und Verantwortung für sich selbst zu übernehmen.
Diese Form der Begleitung eignet sich besonders für Kinder, die bereits über grundlegende Fähigkeiten zur Selbstregulation und Selbstorganisation verfügen, aber punktuell Unterstützung benötigen – etwa bei Übergängen, in stressbelasteten Situationen oder zur Strukturierung des Tagesablaufs.
Pool- oder Budget-Lösungen – Flexibilität durch gemeinsames Ressourcenmanagement
Ein weiteres Modell, das zunehmend an Bedeutung gewinnt, ist die Pool- oder Budget-Lösung. In diesem System arbeitet die Schule mit einem externen Träger zusammen, der eine bestimmte Anzahl an Schulbegleitungen zur Verfügung stellt. Die Schulbegleiter*innen werden dann flexibel in den Klassen eingesetzt – je nach Bedarf und aktueller Situation.
Merkmale der Pool- oder Budget-Schulen:
- Die Anzahl der Schulbegleiter*innen wird im Vorfeld gemeinsam von Schule und Träger geplant.
- Der Einsatz erfolgt flexibel – etwa auch zusätzlich bei Schulausflügen, Projektwochen oder in Vertretungssituationen.
- Die Schulbegleiter*innen arbeiten häufig mit einer festen Klasse oder bestimmten Kindern, können aber auch klassenübergreifend eingesetzt werden.
Vorteile für Kinder mit ASS und ADHS:
- Bedarfsorientierter Einsatz: Kinder mit wechselndem Unterstützungsbedarf – etwa bei Reizüberflutung, Belastungsspitzen oder emotional herausfordernden Situationen – können gezielt begleitet werden.
- Stärkung der inklusiven Schulkultur: Da die Schulbegleiter*innen nicht dauerhaft nur einem Kind zugeordnet sind, wird der Umgang mit Unterstützung insgesamt offener und weniger stigmatisierend.
Professionalisierung der Begleitpersonen: Träger ermöglichen häufig die Teilnahme an Fortbildungen, Supervisionen oder Austauschformaten – was sich positiv auf die Qualität der Begleitung auswirkt.
Welche Form ist die richtige für mein Kind?
Die passende Schulbegleitung hängt von verschiedenen Faktoren ab: dem individuellen Bedarf Ihres Kindes, der Klassensituation, dem pädagogischen Konzept der Schule und nicht zuletzt von der persönlichen Entwicklung Ihres Kindes.
Folgende Fragen können Ihnen helfen, die geeignete Form zu finden:
- Wie viel Unterstützung benötigt mein Kind im Schulalltag – dauerhaft oder nur in bestimmten Situationen?
- Welche Form der Begleitung stärkt die Selbstständigkeit meines Kindes?
- In welchem Maß kann mein Kind soziale Situationen selbstständig bewältigen?
- Wie erlebt mein Kind die Schulbegleitung – als Hilfe oder als Belastung?
Eltern stehen bei diesen Fragen nicht alleine da. In enger Zusammenarbeit mit Lehrkräften, Schulbegleitungen, Schulträgern und ggf. therapeutischen Fachkräften kann ein individuelles Begleitkonzept entwickelt werden, das Ihr Kind stärkt, fördert und gleichzeitig auf dem Weg zur größtmöglichen Selbstständigkeit unterstützt. Wenn Sie weitere Informationen oder eine persönliche Beratung wünschen, stehen wir Ihnen gerne zur Seite. Kontaktieren Sie uns und nutzen Sie unsere autismusspezifischen Therapieangebote sowie Schulbegleitung – auch in Ihrer Region.
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