Der ADHS-Teufelskreis

Ein zentraler Punkt ist ein Muster, in das fast alle Eltern und Bezugspersonen von ADHS-Kindern geraten: ein Teufelskreis aus Forderungen, Widerstand, Frust und Eskalation. Dieser Negativ-Kreislauf sorgt dafür, dass sich problematisches Verhalten eher verstärkt als verbessert.
Der ADHS-Teufelskreis und sein Ablauf
- Die erste Aufforderung: Eltern stellen ihrem Kind täglich viele Aufforderungen: „Iss vernünftig!“, ‚Putz die jetzt die Zähne!‘, „Zieh deine Schuhe an!“, oder „Räum dein Zimmer auf!“. Folgt das Kind einer dieser Anweisungen, nehmen Eltern das oft als selbstverständlich hin und widmen sich anderen Aufgaben. Kinder mit ADHS haben jedoch Schwierigkeiten, auf Aufforderungen direkt zu reagieren, weil sie abgelenkt oder impulsiv sind. Das löst den Teufelskreis aus.
- Wiederholung mit steigender Ungeduld: Bleibt die Reaktion des Kindes aus, wiederholen die Eltern ihre Aufforderung. Ihre Stimme wird lauter, ihre Geduld schwindet. Wenn das Kind sich dann doch fügt, geschieht das meist erst, wenn die Eltern bereits verärgert sind. Oft begleitet von Sätzen wie: „Warum geht das nicht gleich so?“. Falls das Kind darauf weiterhin nicht reagiert, geht es in die nächste Runde.
- Drohungen als letzte Warnung: Die Frustration steigt, und die Eltern greifen zu Drohungen: „Wenn du das jetzt nicht machst, gibt es keinen Nachtisch!“. Diese Drohungen passieren oft aus dem Affekt und werden immer drastischer. Manchmal wirkt eine Drohung und das Kind gehorcht, doch oft hält es den Druck einfach aus. Dann eskaliert die Situation weiter.
- Ratlosigkeit und zwei Möglichkeiten: Nun wissen die Eltern häufig nicht mehr weiter. Sie stehen vor zwei Optionen:
- Sie geben nach. Das Kind lernt: „Wenn ich nur lange genug warte, muss ich es doch nicht tun.“
- Sie reagieren aggressiv. Das Kind erfährt: „Der Stärkere gewinnt.“ Es erlebt Gewalt als Lösung.
Welche Botschaft erhält das Kind dadurch?
Kinder ziehen aus diesem Muster unvorteilhafte Schlüsse:
Wenn Eltern nachgeben: Die Forderungen sind nicht ernst zu nehmen. Beim nächsten Mal wird das Kind noch eher verweigern.
Wenn Eltern aggressiv werden: Gewalt und Einschüchterung sind Wege, um sich durchzusetzen. Dieses Verhalten wird es womöglich gegen andere anwenden.
Wenn das Kind am Ende nachgibt: Eltern reagieren kaum positiv darauf, weil sie erschöpft sind. Das Kind erfährt: „Es bringt nichts, mitzuspielen, weil ich sowieso keine Anerkennung bekomme.“
Die Folgen? Eltern haben das Gefühl, nur noch zu schimpfen, während Kinder ihre Eltern als ständig nörgelnd wahrnehmen. Positives Miteinander gerät so mehr und mehr in den Hintergrund. Wie können Eltern nun aus dem ADHS-Teufelskreis ausbrechen? Bewusstes, konsequentes und ruhiges Erziehen ist der Schlüssel zum Erfolg und einem harmonischeren Miteinander. Wichtig sind folgende Punkte:
- Klare, machbare Anforderungen.
- Positive Verstärkung, wenn das Kind etwas richtig macht.
- Konsequenzen, die für das Kind nachvollziehbar und gleichzeitig direkt sind.
- Eine ruhige, aber bestimmte Haltung.
Es braucht Zeit und Geduld, aber mit bewusster Veränderung kann dieser Teufelskreis durchbrochen werden. Eltern, die verstehen, wie dieser Mechanismus funktioniert, haben die Chance, das Familienleben entspannter und positiver zu gestalten.