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Alltag mit ADHS bewältigen: Leitfaden für Eltern und Lehrkräfte

 
ADHS-Alltag bewältigen

Den Alltag mit ADHS bewältigen: Leitfaden für Eltern und Lehrkräfte gibt wertvolle Anregungen und Tipps, wie Sie Stress vorbeugen und das Familienleben harmonischer gestalten können. Denn Kinder mit ADHS sind oft impulsiv, unruhig und haben Schwierigkeiten, Anweisungen zu befolgen. Sie reagieren mitunter auf alltägliche Situationen emotionaler als Gleichaltrige, was zu Konflikten in der Familie und in der Schule führen kann.

Eltern stehen dabei vor der Herausforderung, das Verhalten ihres Kindes zu verstehen und adäquat darauf zu reagieren. Viele erleben Momente der Überforderung und Frustration. Wichtig ist jedoch, sich bewusst zu machen, dass das Kind nicht absichtlich anstrengend ist. Vielmehr handelt es sich um eine neurobiologische Besonderheit, die es zu begleiten gilt.

Mit der Zeit entwickeln Familien Strategien, um den Alltag strukturierter und stressfreier zu gestalten. Es gibt vielfältige Möglichkeiten, mit denen sich sowohl für das Kind als auch für die Eltern eine entspanntere Tagesgestaltung erreichen lässt.

Routinen, klare Anweisungen und Regeln

Eine feste Tagesstruktur hilft Kindern mit ADHS, sich besser zurechtzufinden. Klare Abläufe geben Orientierung und verringern Unsicherheiten.

Hilfreiche Ansätze für den Alltag:

  • Feste Tagesabläufe: Klare Routinen helfen dem Kind, sich auf Abläufe einzustellen und unvorhergesehene Ereignisse besser zu bewältigen.
  • Konkrete Anweisungen geben: Statt allgemeiner Aufforderungen wie „Putz dir die Zähne“ sind detaillierte Anweisungen effektiver: „Zahnreinigung ist wichtig, damit deine Zähne gesund und stark bleiben.“
  • Regeln transparent gestalten: Eine visuelle Darstellung von Regeln und Belohnungssystemen kann Kindern helfen, sich besser an Absprachen zu halten.
  • Lob und Verstärkung nutzen: Positive Rückmeldungen motivieren das Kind, sich an Regeln zu halten. Lob sollte konkret sein: „Ich finde es toll, dass du dir deine Anziehsachen für morgen schon herausgesucht hast.“
Setzen Sie Ihrem Kind realistische Ziele

Viele Eltern wünschen sich umfassende Fortschritte für ihr Kind – bessere schulische Leistungen, harmonischere Beziehungen und weniger Konflikte. Dabei ist es wichtig, realistische Ziele zu formulieren, um Frustration zu vermeiden.

Praktische und generelle Tipps:

Kleine Schritte statt großer Erwartungen: Statt „Mein Kind soll keine Wutanfälle mehr haben“ besser „Mein Kind soll in der Pause drei Minuten ruhig in der Gruppe bleiben.“

  • Checklisten oder Belohnungssysteme nutzen, um Erfolge sichtbar zu machen.
  • Geduld bewahren: Fortschritte passieren oft langsam, aber stetig.
  • Reizsignale erkennen und reagieren

Behalten Sie immer im Hinterkopf, dass Kinder mit ADHS deutlich anfälliger für eine Reizüberflutung sind. Sie nehmen ihre Umgebung oft intensiver wahr und können plötzlich emotional und vor allem für Außenstehende scheinbar unangemessen reagieren. Frühes Erkennen solcher Momente hilft, Konflikte zu minimieren.

Mögliche Reizsignale:

  • Zunehmende Unruhe oder Nervosität
  • Lauteres oder hektischeres Verhalten
  • Abrupte Stimmungswechsel

Hilfreiche Strategien, um in solchen Situation deeskalierend einzuwirken:

  • Eine Pause einlegen und den Raum wechseln
  • Klare, ruhige Ansprachen nutzen
  • Gemeinsam mit dem Kind reflektieren, welche Situationen herausfordernd waren

Ein strukturierter und reizreduzierter Arbeits- und Schlafplatz hilft zusätzlich, die Konzentration zu fördern. Dazu gehört, Ablenkungen wie Fernseher oder laute Geräusche zu vermeiden.

Sport und Hobbys als Ausgleich

Bewegung kann helfen, die Konzentrationsfähigkeit zu verbessern und überschüssige Energie abzubauen. Eltern sollten darauf achten, welche Sportarten geeignet sind.

Empfohlene Sportaktivitäten:

  • Individuelle Sportarten: Schwimmen, Laufen oder Klettern, da hier weniger Ablenkungen durch andere Kinder entstehen.
  • Strukturierte Gruppensportarten: Kampfsport oder Turnen können helfen, Selbstdisziplin zu trainieren.
  • Hobbys mit Fokus auf Kreativität: Musik, Malen oder Handwerkliches fördern die Konzentration.

Ganz wichtig: Zu intensive Bewegung am Abend kann das Einschlafen erschweren. Daher sollte Sport eher am Nachmittag eingeplant werden.

Loben Sie und geben Sie positives Feedback

Kinder mit ADHS erleben oft viel Kritik. Daher ist es essenziell, bewusst auf ihre Stärken zu achten und sie zu würdigen.

Wichtige Aspekte in diesem Zusammenhang:

  • Ehrliches Lob: Konkrete Rückmeldungen sind effektiver als allgemeine Aussagen.
  • Nehmen Sie Fehlverhalten nicht persönlich: Statt „Du bist so ungezogen!“ lieber „Dein Verhalten war heute schwierig, was denkst du, wie wir es beim nächsten Mal besser machen?“
  • Zeit für Positives nehmen: Gemeinsame Unternehmungen helfen, die Beziehung zu stärken.
Achten Sie unbedingt auch auf Ihre eigenen Bedürfnisse

Eltern können ihrem Kind nur dann die nötige Unterstützung bieten, wenn sie selbst ausreichend Kraft haben. Deshalb ist es wichtig, eigene Ressourcen zu schützen.

Möglichkeiten, um sich selbst zu entlasten:

  • Suchen Sie sich Unterstützung im Familienkreis: Auch andere, Ihrem Kind vertraute Personen können Ihnen bei der Betreuung unter die Arme greifen.
  • Besuchen Sie Elternkurse oder lassen Sie sich beraten: Spezielle Schulungen, wie zum Beispiel das OptiMind-Konzept helfen, ADHS besser zu verstehen und hilfreiche Strategien zu entwickeln.
  • Tauschen Sie sich mit anderen Eltern aus: Selbsthilfegruppen bieten wertvolle Unterstützung.

Denken Sie immer daran: Sich Hilfe zu holen, ist kein Zeichen von Schwäche – sondern ein wichtiger und richtiger Schritt, um langfristig stärker und gelassener mit den Herausforderungen umzugehen. Der Alltag mit einem Kind mit ADHS kann anstrengend sein, doch mit klaren Strukturen, realistischen Zielen und positiven Verstärkungen lassen sich viele Herausforderungen meistern. Wichtig ist, Geduld zu bewahren, das Kind in seinen Stärken zu fördern und sich selbst nicht aus dem Blick zu verlieren. Eltern sind nicht allein – Unterstützung gibt es in vielen Formen, und mit der richtigen Herangehensweise kann das Familienleben entspannter gestaltet werden.

Bildquelle: Freepik

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