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ADHS Behandlungsmöglichkeiten

 
ADHS Behandlungsmöglichkeiten

Eltern eines Kindes mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) stehen häufig vor der Frage, welche Therapieformen wirklich helfen. In diesem Text erhalten Sie einen umfassenden Überblick über die aktuell empfohlenen Behandlungsmöglichkeiten und deren sinnvolle Kombination – wissenschaftlich fundiert und praxisnah aufbereitet.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Die Vielfalt der bestehenden Therapieformen für ADHS kann für Eltern zunächst unübersichtlich wirken. Wichtig zu wissen ist jedoch, dass nur ein Teil dieser Verfahren auch tatsächlich wissenschaftlich belegt wirksam ist. Auch bei den anerkannten Methoden lässt sich nicht garantieren, dass sie in jedem Einzelfall gleich gut anschlagen – jedes Kind reagiert individuell.

Nach der evidenz- und konsensbasierten S3-Leitlinie zur ADHS im Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter, die von der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) entwickelt wurde, gelten aktuell folgende vier Therapieformen als besonders wirksam:

  • Information und Beratung
  • Verhaltenstherapie
  • Medikamentöse Therapie
  • Ergänzende Maßnahmen

Diese therapeutischen Ansätze sollen in ihrer Anwendung altersgerecht angepasst und individuell kombiniert werden. Nicht selten benötigen betroffene Kinder zudem weitere Unterstützungsangebote, etwa bei begleitenden Entwicklungsverzögerungen oder psychosozialen Belastungen. Die Auswahl und Koordination geeigneter Maßnahmen erfolgt idealerweise im engen Austausch mit behandelnden Fachpersonen.

Information und Beratung

Die Basis jeder erfolgreichen ADHS-Therapie bildet eine fundierte Beratung der Eltern und – altersentsprechend – des betroffenen Kindes. Dabei werden zentrale Fragen geklärt: Was genau ist ADHS? Welche Alltagsprobleme entstehen daraus? Und welche konkreten Wege der Behandlung gibt es?

Ziel ist es, gemeinsam ein realistisches, entlastendes und verständnisvolles Bild der Erkrankung zu entwickeln. Besonders hilfreich ist es, wenn auch pädagogische Bezugspersonen wie Erzieherinnen, Lehrer oder Schulbegleiter frühzeitig einbezogen werden. So entsteht ein unterstützendes Netzwerk, das dem Kind im Alltag Rückhalt gibt.

Je älter das Kind oder der Jugendliche ist, desto wichtiger wird dessen aktive Einbindung in den Beratungsprozess. Eigenverantwortung und Mitbestimmung fördern die Motivation und Selbstwirksamkeit.

Verhaltenstherapie untergliedert sich in drei Bereiche

Die Verhaltenstherapie ist eine der zentralen Säulen in der Behandlung von ADHS. Sie bündelt verschiedene psychologische Maßnahmen, die in drei Hauptbereiche unterteilt werden können:

1. Familieninterventionen:

Familieninterventionen zielen darauf ab, auffälliges Verhalten wie Hyperaktivität, Impulsivität oder Aggressivität im familiären Umfeld zu reduzieren. Dabei arbeitet die Therapeutin oder der Therapeut eng mit den Eltern zusammen, um belastende Alltagssituationen zu analysieren und gemeinsam Lösungen zu entwickeln.

Diese Arbeit erfolgt meist ambulant in wöchentlichen Sitzungen über mehrere Monate hinweg. In den Sitzungen werden unter anderem folgende Themen behandelt:

  • Identifikation problematischer Situationen im Familienalltag
  • Entwicklung und Erprobung konkreter Handlungsschritte
  • Vermittlung positiver Erziehungsstrategien
  • Stärkung der elterlichen Selbstwirksamkeit
  • Einbindung aller Familienmitglieder bei Bedarf

Je jünger das Kind ist, desto mehr rückt die Elternarbeit in den Fokus. Bei älteren Kindern und Jugendlichen wird der direkte Einbezug des jungen Menschen zunehmend wichtiger. Elterntrainings können sowohl in Einzelsitzungen als auch in Gruppen stattfinden. Ihre Wirksamkeit ist durch zahlreiche wissenschaftliche Studien nachgewiesen.

2. Schulinterventionen:

Auch im schulischen Kontext ist gezielte Unterstützung wichtig. Schulinterventionen sollen dazu beitragen, das Verhalten im Klassenverband zu stabilisieren und den Lernerfolg zu fördern. Voraussetzung dafür ist eine enge Zusammenarbeit mit Lehrkräften und schulischem Personal.

Im Zentrum stehen:

  • Vereinbarung klarer Verhaltensziele (z. B. ruhig sitzen bleiben, sich melden)
  • Entwicklung individueller Strategien zur Zielerreichung
  • Anpassung der Lernumgebung (z. B. Sitzplatzwahl, Pausenstruktur)
  • Positives Feedback bei Zielerreichung
  • Milde Konsequenzen bei Regelverstößen

Auch diese Maßnahmen sind wissenschaftlich gut abgesichert und werden häufig mit weiteren Therapiebausteinen kombiniert.

3. Patienteninterventionen:

Die direkte therapeutische Arbeit mit dem Kind selbst ist vor allem im mittleren und höheren Kindesalter sowie bei Jugendlichen von Bedeutung. Je nach Alter kommen unterschiedliche Methoden zum Einsatz:

  • Im Vorschulalter steht der Aufbau von Ausdauer und Spielkonzentration im Vordergrund
  • Ab dem Grundschulalter werden Selbstinstruktions- und Konzentrationstrainings durchgeführt
  • Jugendliche lernen, eigene Ziele zu formulieren und Schritt für Schritt umzusetzen

Zudem können spezielle Trainings zur Förderung von Gedächtnis, Selbstorganisation oder sozialen Kompetenzen integriert werden. Eine ergänzende Methode stellt das sogenannte Neurofeedback dar. Dabei lernt das Kind, seine Hirnaktivität gezielt zu beeinflussen. Allerdings wird dieses Verfahren laut Leitlinie nur mit großer Zurückhaltung empfohlen, da die nachgewiesene Wirksamkeit bislang begrenzt ist.

Wichtig ist: Die direkte Verhaltenstherapie sollte nie isoliert, sondern stets im Zusammenhang mit Familien- und Schulinterventionen betrachtet werden.

Medikamentöse Therapie

Die medikamentöse Behandlung von ADHS ist ein weiterer zentraler Therapiebaustein – allerdings nicht für jedes Kind und nicht zu jedem Zeitpunkt. Sie sollte stets in ein umfassendes Behandlungskonzept eingebettet sein, das auch Aufklärung und psychotherapeutische Maßnahmen umfasst.

Empfohlen wird eine medikamentöse Therapie in folgenden Fällen:

  • Bei stark ausgeprägter Symptomatik, die das schulische, familiäre oder soziale Leben erheblich beeinträchtigt
  • Bei mittlerer Ausprägung, wenn andere Maßnahmen nicht ausreichen
  • Wenn eine begonnene Verhaltenstherapie nicht ausreichend Wirkung zeigt

Vor Beginn einer medikamentösen Behandlung ist eine ausführliche Beratung notwendig. In einem sogenannten Behandlungsversuch wird dann individuell geprüft, ob das Medikament hilft, welche Nebenwirkungen auftreten und welche Dosierung geeignet ist.

Grundsätzlich gilt:

  • Medikamente sind erst ab dem Alter von sechs Jahren zugelassen
  • Bei Kindern unter sechs Jahren sollten zunächst psychosoziale und verhaltenstherapeutische Maßnahmen ausgeschöpft werden
  • Unter drei Jahren sollte keine medikamentöse Behandlung erfolgen

Ein verantwortungsvoller Umgang mit Medikamenten erfordert regelmäßige ärztliche Kontrolle und enge Abstimmung mit allen Beteiligten.

Therapieformen für zusätzliche Probleme

ADHS tritt selten isoliert auf. Viele betroffene Kinder zeigen zusätzliche Auffälligkeiten oder Begleitstörungen. Dazu zählen beispielsweise emotionale Probleme, oppositionelles Verhalten, Entwicklungsverzögerungen oder schulische Schwierigkeiten.

In vielen Fällen bessern sich diese durch die Behandlung der ADHS-Symptome. Dennoch benötigen manche Kinder ergänzende Maßnahmen:

  • Psychotherapie oder medikamentöse Behandlung bei zusätzlichen psychischen Erkrankungen
  • Sprach-, Ergo- oder Mototherapie bei Entwicklungsstörungen
  • Lernförderung bei Lese-Rechtschreib- oder Rechenschwäche
  • Stationäre Therapie bei sehr komplexen Problemlagen

Auch Eltern benötigen gelegentlich therapeutische Unterstützung – sei es aufgrund eigener psychischer Belastungen oder durch die Herausforderungen im Familienalltag. In manchen Fällen ist eine Hilfe zur Erziehung über das Jugendamt notwendig, etwa in Form von Familienhilfe oder sozialpädagogischer Unterstützung.

Wer bietet Therapien an?

Die Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit ADHS erfolgt durch verschiedene Berufsgruppen und Einrichtungen. Je nach Bedarf können folgende Anlaufstellen hilfreich sein:

  • Kinder- und Jugendärzte: führen Beratung, medikamentöse Therapie und Verlaufskontrollen durch
  • Kinder- und Jugendpsychiater: bieten umfassende Diagnostik, medikamentöse Therapie und psychotherapeutische Begleitung an
  • Psychotherapeuten: übernehmen verhaltenstherapeutische oder tiefenpsychologische Therapieformen
  • Beratungsstellen: schulpsychologische Dienste, Frühförderzentren oder Erziehungsberatungsstellen bieten niederschwellige Hilfe
  • Kinder- und jugendpsychiatrische Kliniken: stationäre oder teilstationäre Therapieangebote bei komplexen Fällen
  • Sozialpädiatrische Zentren: interdisziplinäre Teams bieten Diagnostik, Beratung und Therapie aus einer Hand
  • Sprach- und Ergotherapeuten: bieten gezielte Förderung bei Entwicklungsverzögerungen
  • Lerntherapeuten: unterstützen bei spezifischen schulischen Problemen wie Lese-Rechtschreib-Störung oder Rechenschwäche

Die Behandlung von ADHS bei Kindern und Jugendlichen ist vielfältig und muss stets individuell abgestimmt werden. Eine gute Therapie berücksichtigt nicht nur die medizinischen und psychologischen Bedürfnisse des Kindes, sondern auch die Lebensrealität der gesamten Familie. Für Eltern bedeutet das: Sie sind nicht allein. Mit der richtigen Unterstützung kann Ihr Kind lernen, mit ADHS gut zu leben – und sein Potenzial zu entfalten.

Bildquelle: Freepik

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