So wirkt die Therapie mit Tieren auf Körper und Seele

Soziale Effekte
Die Anwesenheit eines Tieres erleichtert den zwischenmenschlichen Kontakt. Menschen kommen durch Tiere leichter miteinander ins Gespräch, ein Phänomen, das als „sozialer-Katalysator-Effekt“ bezeichnet wird. Dieser Effekt wird in der Therapie mit Tieren gezielt genutzt, um Vertrauen zwischen Patient:innen und den Therapeut:innen aufzubauen. Beispielsweise wird ein:e Therapeut:in, der:die von einem freundlichen Tier begleitet wird, häufig als vertrauenswürdiger wahrgenommen. Dies fördert nicht nur die Beziehungsbildung, sondern schafft eine Grundlage für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.
Psychologische Effekte
Der Kontakt mit Tieren wirkt positiv auf die psychische Verfassung. Er verbessert die Konzentration und Motivation, hellt die Stimmung auf und reduziert depressive Symptome. Daher kommen Tiere oft bei psychischen Erkrankungen zum Einsatz.
Besonders bemerkenswert ist die angstlösende Wirkung der tiergestützten Interventionen. Vor und während belastender Situationen, wie zum Beispiel in der Rehabilitation oder bei chronischen Erkrankungen, tragen Tiere dazu bei, Stress und Anspannung abzubauen. Dieser Effekt unterstützt Patient:innen darin, schwierige Therapiephasen besser zu bewältigen.
Neurobiologische Effekte
Die neurobiologische Wirkung der Interaktion mit Tieren zeigt sich besonders deutlich in der Reduktion von Stresshormonen. Das Streicheln eines Tieres führt zur Senkung des Cortisolspiegels, des sogenannten „Stresshormons“. Gleichzeitig sinken Blutdruck und Herzfrequenz, was zu einer allgemeinen Entspannung beiträgt.
Menschen, die unter chronischen Erkrankungen oder schwerwiegenden gesundheitlichen Ereignissen leiden, befinden sich häufig in einem Dauerstresszustand. Tiere können diesen Zustand durchbrechen und helfen dabei, einen Moment der Ruhe und Regeneration zu schaffen. Diese kurze Auszeit aus der Stressspirale fördert die körperliche und seelische Erholung.
Wie funktioniert Tiergestützte Therapie?
Humanistische Psychologie; Die humanistische Psychologie geht davon aus, dass jedes Lebewesen über eine innere Kraft zur Weiterentwicklung verfügt, die als Selbstaktualisierungstendenz bezeichnet wird. Um diese Kraft zu fördern, müssen folgende Grundbedingungen in der Interaktion erfüllt sein:
- Bedingungslose positive Wertschätzung: Das Gefühl, angenommen zu sein, ohne bewertet zu werden.
- Empathie: Die Fähigkeit, sich in die Welt des anderen einzufühlen.
- Kongruenz: Eine Haltung von Echtheit, Wahrhaftigkeit und Offenheit.
Tiere erfüllen diese Bedingungen auf natürliche Weise. Dadurch schaffen sie eine Atmosphäre, die Wachstum und Veränderung fördert. Diese Umgebung bietet besonders Kindern und Jugendlichen Möglichkeiten, ihr Potenzial zu entfalten und Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten zu entwickeln.
Bindungsforschung: Körperkontakt, sei es mit Menschen oder Tieren, regt die Ausschüttung des Hormons Oxytocin an, auch bekannt als „Kuschelhormon“. Oxytocin löst Gefühle von Zufriedenheit, Wohlbefinden und Entspannung aus. Diese Effekte unterstützen die Regeneration des Körpers nach Unfällen oder bei chronischen Einschränkungen.
Interaktionen wie Streicheln, Spielen oder Kümmern um ein Tier bewirken eine globale Bindungsreaktion. Menschen werden dadurch offener, vertrauensvoller und aufgeschlossener – Eigenschaften, die sich positiv auf den therapeutischen Prozess auswirken.
Biophilie: Die Biophilie beschreibt die natürliche Verbindung des Menschen zur Natur und zu lebenden Wesen. Eine Trennung von dieser grundlegenden Verbundenheit kann zu Unzufriedenheit und Krankheit führen.
Tiergestützte Interventionen ermöglichen es, diese Verbindung wiederherzustellen. Der sogenannte Biophilie-Effekt zeigt, dass das Verhalten von Tieren direkte Auswirkungen auf das Wohlbefinden des Menschen hat. Insbesondere ruhige Tiere vermitteln ein Gefühl von Sicherheit und Entspannung, was sich positiv auf die mentale Gesundheit auswirkt.