Was ist Lese-/Rechtschreibschwäche (LRS)?
Begriffe wie Lese-/Rechtschreibschwäche (LRS), „Legasthenie“ oder „Lese-Rechtschreibstörung“ werden oft synonym verwendet, obwohl sie unterschiedliche Bedeutungen haben. Wissenschaftlich betrachtet handelt es sich bei der LRS um sogenannte „Teilleistungsstörungen“, die sich negativ auf das Lesen und/oder Schreiben auswirken. Eine frühe Erkennung und gezielte Förderung sind entscheidend, um mögliche schulische, berufliche und private Nachteile sowie psychische Belastungen zu minimieren.
Es gibt Hinweise auf genetische und neurobiologische Faktoren, wobei die Wahrscheinlichkeit für eine LRS steigt, wenn ein Elternteil betroffen ist. Auch die neurobiologische Forschung hat gezeigt, dass das Gehirn von Menschen mit LRS anders arbeitet, insbesondere in Bereichen wie dem Arbeitsgedächtnis, der Aufmerksamkeit und der Wahrnehmungsverarbeitung. Diese veränderten Prozesse beeinflussen die kognitiven Funktionen, die mit dem Lese- und/oder Schreibprozess in Verbindung stehen.
Die Häufigkeit der LRS beträgt etwa 4-5 % bei Kindern und Jugendlichen, wobei Jungen häufiger betroffen sind als Mädchen. Es gibt drei mögliche Formen der LRS: Lesestörung, Rechtschreibstörung und kombinierte Lese-Rechtschreibstörung. Typische Symptome der Lesestörung umfassen viele Fehler beim Wortlesen, Schwierigkeiten beim Erlernen der Zuordnung von Buchstaben und Lauten und eine verlangsamt fehlerhafte Lesegeschwindigkeit. Bei der Rechtschreibstörung treten Probleme beim Erlernen und Einprägen der Laut-Buchstaben-Beziehung und häufige Fehler in der Schreibweise auf. Trotz vermehrtem Üben bleibt die Rechtschreibung oft fehlerhaft. Kinder mit LRS zeigen oft auch Wahrnehmungsprobleme und Sprachentwicklungsauffälligkeiten, sowie Begleiterscheinungen wie Unaufmerksamkeit, motorische Unruhe und Frustration. Zur Diagnosestellung einer LRS im Sinne der ICD-10 ist eine umfassende Untersuchung notwendig.